Unser aller liebstes Hobby ist endlich wieder in vollem Glanz zurück. Nach zwei schweren, durch die Pandemie geprägten Jahren, läuft der Fußball wieder auf den tausenden Amateurplätzen Deutschlands. Doch nicht nur Corona bestimmte in den letzten knapp zwölf Monaten den schönsten Sport der Welt.
Es ist wieder Zeit für brennende Adventskerzen, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und dem alljährlichen Stress der Festtagsplanung. In diesen vorweihnachtlichen Wochen Ende des Jahres richtet sich der Blick jedoch ebenso auf die vergangenen Monate. Wir lassen das letzte Jahr Revue passieren. Was war dieses Jahr los? Was hat sich verändert? Was waren die prägnanten Momente in diesem Jahr? KICK.TV fasst die besonderen Momente des Amateurfußballs 2022 zusammen.
Die Normalität kehrt zurück auf den Platz
Nachdem die Spielzeiten in den Seuchenjahren 2020 und 2021 im Amateurbereich nicht regulär beendet werden konnten, rollte der Ball in diesem Jahr in fast allen deutschen Amateurligen endlich wieder gewohnt bis zum Ende der Saison.
Der Spielbetrieb der letzten Saison 2021/22 startete, begleitet mit der Ungewissheit, ob alle Spiele bis zum Ende durchgeführt werden können. Dieses Mal wurden Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer in den meisten deutschen Amateurligen nicht enttäuscht. Die Spielzeit konnte bis auf einige Ausnahmen im Nordosten wieder über die volle Distanz gehen. In einigen Verbänden kam es im Zuge dessen zu Aufteilungen der Ligen mit abschließenden Auf- und Abstiegsrunden, die im Frühsommer 2022 für spannende Duelle sorgten.
Zudem durften im gesamten Jahr 2022 wieder Zuschauer den Fußball hautnah vom Spielfeldrand verfolgen. Zu Beginn zwar noch in vielen Teilen mit Corona-Beschränkungen, die aber im Laufe des Jahres sukzessiv gelockert wurden. Und in der laufenden Saison? Von Corona ist während der Spieltage nur noch selten was zu spüren. Zugangsbeschränkungen und Abstandsregeln gibt es keine mehr, die Aufteilungen der Ligen wurden in den meisten Fällen wieder aufgehoben und die laufende Saison wird aller Voraussicht nach regulär beendet.
Nach den krisengebeutelten zwei vergangenen Jahren eine Genugtuung für den Amateurfußball. Denn eins wurde in den letzten Jahren klar: Nicht nur im Profibereich sind die Fans und mitwirkenden Personen eine Bereicherung, auch der Amateurfußball lebt von den emotionalen und leidenschaftlichen Momenten, die sich im Kollektiv am schönsten feiern lassen. Dazu gehören nicht nur die Spieler, die jedes Wochenende omnipräsent auf dem Rasen, Kunstrasen oder Ascheplatz zu sehen sind, sondern auch die Vielzahl an ehrenamtlich helfenden Händen, die Zuschauer, die Schiedsrichter und viele weitere, die den Amateurfußball so liebenswert machen.
Höchststand hier, Tiefstand da – Gewaltausbrüche und fehlende Schiedsrichter
So erfreulich die Rückkehr der Normalität in den Amateurfußball ist, gab es in der abgelaufenen Saison 2021/22 aber auch traurige Neuigkeiten und Rekorde zu verzeichnen. In der letzten Spielzeit kam es zu 5.582 erfassten Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen. Diese führten zu 911 Spielabbrüchen und stellen seit der Datenerfassung 2014 einen neuen Rekord auf. Zum Vergleich: In der letzten Saison vor der Coronapandemie 2018/19 kam es „nur“ zu 685 Abbrüchen – ein Anstieg der Spielabbrüche von 33 Prozent. Und in der laufenden Saison? „Auch in den ersten Wochen der neuen Saison mussten mehr Spiele abgebrochen werden“, konstatiert der Fan- und Gewaltforscher Dr. Gunter A. Pilz Ende Oktober mit Sorge.
In vielen Fällen sind vor allem die Schiedsrichter die Leidtragenden. Dies führt zum nächsten alarmierenden Trend im Amateurfußball. Zur Spielzeit 2016/17 verfügte der DFB noch über 59.022 aktive Schiedsrichter. In der abgelaufenen Saison pfiffen nur noch 50.241 aktive Schiedsrichter für den DFB. Exkludiert man die kurze Coronasaison 2020/21, in der nur 45.363 Unparteiische aktiv waren, bedeutet dies ein neuer Tiefstand in der jüngeren Vergangenheit. Es ist kein Verschwörungsmythos, zu behaupten, dass die Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle mit dem Abwärtstrend aktiver Schiedsrichter in Verbindung stehen. Und es liegt ebenso auf der Hand, dass sich etwas ändern muss.
Die Problematik ist seit Jahren bekannt, jedoch sollte die Aufmerksamkeit weiter erhöht werden. Das dachten sich auch Schiedsrichter in Osnabrück. Dort wurden Ende Oktober 50 Kreisliga- und Kreisklassenspiele mit einer zwölfminutigen Verspätung angepfiffen,um ein Zeichen für mehr Respekt zu setzen. Um das Problem in Zukunft zu lösen und auf Aktionen wie diese gar verzichten zu können, braucht es jedoch mehr. Der DFB ermöglicht es, anhand seines Lagebildes des Amateurfußballs, die Gewalt- und Diskriminierungshandlungen zu dokumentieren. Auf Grundlage der erfassten Daten kann in den besonders betroffenen Regionen oder Ligen mit präventiven Maßnahmen entgegengewirkt werden. Zudem wurden zentrale Anlaufstellen errichtet, bei denen sich Opfer von Gewalt und Diskriminierung melden können. Den Unparteiischen soll weiter mit Angeboten geholfen werden, wie zum Beispiel im Westfälischen Fußballverband. Dort hat sich ein Deeskalationstraining für die Spielleiter in einigen Kreisen als profitabel erwiesen und könnte in vielen weiteren Teilen des deutschen Amateurfußballs Schule machen.
Ein weiteres Beispiel, um das Eskalationspotenzial in hitzigen Spielen zu minimieren, wurde in der abgelaufenen Saison 2021/22 in Hessen getestet und wurde seit dieser Saison in Bayern und im Saarland wieder eingeführt. Die zehnminütige Zeitstrafe soll Schiedsrichtern vor allem gegen Spielende helfen, wenn das Geschehen auf dem Platz hitziger wird und die unsportlichen Handlungen zunehmen. Die einen ziehen eine positive Zwischenbilanz und sehen in der Zeitstrafe eine Bereicherung. Andere sehen in ihr ein überflüssiges Instrument, das die Unparteiischen mehr verwirrt als hilft. Eine abschließende objektive Bewertung über den Erfolg in Bayern wird erst zu Ende der Spielzeit möglich sein.
In den nächsten Jahren wird sich dann auch zeigen, ob die Gewaltausbrüche im Amateurfußball mit Hilfe dieser Maßnahmen abnehmen. Eventuell wird der Job als Schiedsrichter dadurch angenehmer und lockt wieder neue Anwärter für den Amateurfußball an. Dabei sollen auch monetäre Anpassungen helfen. Erst vor einigen Tagen diskutierte der Bayerische Fußballverband über eine höhere Bezahlung der Unparteiischen, um das Pfeifen im Amateurfußball wieder attraktiver zu gestalten. Es bleibt abzuwarten, ob dies nur warme Worte waren oder ob die kommenden Spielzeiten einen Aufwärtstrend zeigen, zumindest in puncto aktiver Schiedsrichter. Weniger Spielabbrüche, aufgrund von Gewalthandlungen und Diskriminierungen, hingegen würden dem Amateurfußball in Zukunft gut zu Gesicht stehen.
Schwache deutsche WM, starke Aktionen im Amateurfußball
Die kontroverse Weltmeisterschaft in Katar geht, wie bereits 2018, ohne die deutsche Nationalmannschaft in die K.o.-Runde. Die Austragung im Wüstenstaat wird seit der Vergabe 2010 kontinuierlich kritisiert und auch während des Turniers reißt die Kritik weder am Gastgeberland, noch an der FIFA ab.
Auch am Amateurfußball geht diese WM nicht spurlos vorbei. Anlässlich des Turniers kam es zu einigen politischen und sportlichen Aktionen, um ein Zeichen zu setzen. Eine dieser Aktionen fand zum Beispiel am Tag des Eröffnungsspiels im Stadion des SC Westfalia Herne statt. Die Tribünen des Stadions am Schloss Strünkede wurden mit insgesamt 20.000 Grabkerzen versehen. Dazu wurden auf dem Spielfeld 6.500 Stoffbälle mit der Aufschrift „Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande“ platziert. Vor allem in den dunklen Abendstunden sorgten die leuchtenden Grabkerzen auf den Tribünen für ein beeindruckendes Bild, in Gedenken an die tausenden toten Stadionarbeiter.
Ein Verein, der sich klar gegen die Weltmeisterschaft positioniert und zum Boykott aufruft, spielt in der Oberliga Hamburg. Zum Start der WM präsentierte der Verein Altona 93 im Spiel gegen Union Tornesch neue Sondertrikots. Die Aufschrift „#BOYCOTT QATAR 2022“ zierte die Trikotbrust der Altona-Spieler. Einige Kilometer weiter setzt der SC Sternschanze am 03.12. in Zusammenarbeit mit Amnesty International ein klares Zeichen zur WM. Unter dem Motto „Kickern für die Menschenrechte“ wird ein Kicker-Turnier mit einer Fotoausstellung veranstaltet, bei der auch Petitionen unterzeichnet werden können und sich weiter über das Land Katar und deren Menschenrechtssituation informiert werden kann.
Aktiv ein Zeichen setzen wollte ebenso die BSG Chemie Leipzig. Zusammen mit der Initiative ASAP (Amateur Sports Against Profit) richtete der Regionalligist aus Leipzig ein Fußballturnier im Alfred-Kunze-Sportpark aus. Der ASAP Global Cup 2022 bot fußballinteressierten Menschen eine alternative Möglichkeit zur Weltmeisterschaft. Im Charakter eines Festivals wurden über das Wochenende unterschiedliche Programmpunkte angeboten. Am Tag der Menschenrechte, am 10. Dezember, wurde das Festival mit einem inklusiven Fußballturnier im Schnee abgerundet. Dies sind und waren natürlich nicht alle Protestaktionen in diesen Tagen der Weltmeisterschaft. Ein deutlicher Beweis, dass viele Amateurfußballer eine starke Meinung vertreten und Haltung zeigen.
Der echte Fußball aus dem Jahr 2022 – Nur bei KICK.TV
Das Jahr hatte nicht nur abseits des Platzes vieles zu bieten, sondern natürlich auch spannende Spiele im Amateurfußball, mit packenden Highlights. Diese kannst du auf unserer Video-Plattform nochmal genauer angucken. Hier findest du nicht nur spannende Spielzusammenfassungen, exklusive Hintergrundberichte und Interviews, sondern noch vieles mehr. Nur hier findest du das Rundum-sorglos-Paket in Sachen Amateurfußball.