Letzter, in der letzten Liga. Acht Niederlagen aus acht Spielen und dabei ein Torverhältnis von 4:59. Schlechte Taktik, schlechte Fitness und schlechte Stimmung.
Eine Geschichte darüber, für das schlechteste Team seines Verbands zu spielen.

Wie ist es, in der schlechtesten Mannschaft Berlins zu spielen?

Die ersten drei Saisonspiele verloren, das letzte davon 13:0. Bisher waren in jedem Spiel maximal zwei Auswechselspieler dabei, einer davon spielt seit zwei Wochen Fußball, die Stimmung ist schlecht. Zum Training am Freitag sollen wohl wieder ein oder zwei Probespieler kommen. Irgendwie sind es dann 12.

Der Trainer, der genauso überrascht ist wie das Team, entscheidet, dass statt Training ein Testspiel gegen die Probespieler gespielt wird. Man verliert 3:1. Ich sagte, dass es sich um das schlechteste Team Berlins handelt? Diese Mannschaft, die sich zum Großteil mittlerweile 4 Monate kennt, verliert tatsächlich sogar gegen diese zusammengewürfelte Truppe. Das Team ist sich trotzdem uneinig, ob man sie ins Team holen sollte. Man wolle den Teamspirit nicht gefährden, denkt auch der Trainer.

+++Das Projekt 2. Herren werde ich nicht mehr weiter führen+++

Sonntagmittag der Knall. Der Trainer schmeißt hin. Er fühlt sich hintergangen, der Vorstand hätte von den 12 Probespielern gewusst und würde planen, ihn durch den B-Jugend Trainer zu ersetzen, sowie eine 3. Herren aufzumachen, nur die besten würden dann in der 2. Herren bleiben. Er schreibt alle Spieler privat an, nicht im Gruppenchat. Nicht jeder soll wissen, was er erzählt, er nennt explizit Namen, die nichts wissen sollen. Darunter der Kapitän und Co-Kapitän, letzterer eben, weil er sein angeblicher Nachfolger werden sollte. Er bietet dem Rest des Teams an sich heimlich mit ihm zu treffen für Fragen und auch mal ein heimliches Training zu machen. Später deutet er an , dass man ihn überreden könnte, weiterzumachen, wenn sich das alle Spieler explizit wünschen und das dem Vorstand kommunizieren.

Diese Chance sollte er nicht mehr bekommen. Am Abend sind die Chats beim Vorstand, es kracht so richtig im Gruppenchat. Beide Seiten machen sich Vorwürfe, beleidigende Worte fallen, der Trainer ist definitiv weg. Der B-Jugend Trainer übernimmt erstmal. Da war ja was.

Der Bruch

Das nächste Spiel endet 15:0 für die anderen. Keine Auswechselspieler, teilweise Anfänger im Spiel, viele haben genug. Im Laufe der Woche trudelt eine Nachricht nach der anderen im Team-Chat ein. “Ich gehe” ist mit mal mehr und mal weniger Worten der Grundtenor dieser Nachrichten. Manche denken es sich auch nur, ohne es zu sagen. Zum nächsten Training sagen zwei Leute zu, es soll aber stattfinden. Schnell wird klar warum, die 12 Probespieler aus der Vorwoche sind nun Teil des Teams, es sind jetzt auch eher 16 als 12. 

Neues Team, neuer Trainer – bin ich gewechselt?

Könnte man sich denken, wenn man nach zwei Wochen Urlaub wiederkommt und auf dem vollen Trainingsplatz so ca. eine Person wirklich kennt. Die Stimmung ist anders, die neuen sind jünger und lauter, weniger diszipliniert, erlauben sich Späße. Muss man sich erstmal dran gewöhnen an dieses neue Team.

Man merkt aber schon beim 2. Training, wenn man plötzlich von allen fröhlich begrüßt wird, dass es Spaß machen wird in diesem Team zu spielen, die Jungs haben Bock, die Stimmung ist gut. Vor allem ist das Leistungsniveau höher. Die Hoffnung auf eine Wende war komplett weg, die Stimmung wahnsinnig tief, aber sie ist mit diesen neuen Jungs zurückgekehrt. Zumindest ein bisschen.

Die Nerven

Das erste Spiel in der neuen Besetzung, erstmals in der Saison ein voller Kader. Und das, obwohl ein Spieler fehlt, weil er im letzten Training die Nerven verloren hat und für dieses Spiel suspendiert wurde.

Wie kam es dazu? Der Trainer hatte sich Steilpässe über die Außen gewünscht. Einen solchen spielte der Spieler auch, leider war aber niemand in der Lage, diesen Ball zu erreichen oder hatte einen Lauf angedeutet. Die Kritik an diesem schlecht gewählten Pass ins Leere war zu viel für ihn. Der Trainer hätte ihm nichts zu sagen. Naja. 

Die Nerven, stellt sich heraus, sind eventuell ein neu aufgetretenes Problem. Das Spiel geht 6:1 für die anderen aus. 2 Spieler fliegen vom Platz, von den anderen immerhin 3. Der Schiedsrichter pfeift sehr kleinlich. Den Gegenspieler vom Platz zu führen, um es dort “zu klären“, ist aber zugegebenerweise auch etwas unglücklich.

Ein Typischer Kreisliga C Spieltag

Da im nächsten Spiel der Schiedsrichter nicht kommt, hilft einer der Freunde unseres Teams aus. Nachdem er drei abseits verdächtige Tore des Gegners zulässt, bricht er in der Halbzeit zusammen und wird per Hubschrauber vom Notarzt abgeholt. Mehrere Leute echauffieren sich darüber, dass er auf dem Rasenplatz gelandet ist, da er diesen kaputt machen würde. Lieber hätte er auf dem Kunstrasenplatz landen sollen, auf dem das Spiel stattfand und um den herum viele Zuschauer standen.
Naja.
“Für ihn” gewinnt man erstmal eine Halbzeit. Statt 6:1 steht am Ende ein 6:2.

Ausblick 

Die Niederlagen sind also etwas weniger deutlich. Klar, fühlt sich auch scheiße an, aber immerhin kommt man jetzt zu Chancen – macht sie nur nicht. Und gerade die Defensive ist dringend verbesserungswürdig. Aber man weiß woran es liegt und kann es in Angriff nehmen. Das macht Hoffnung, und solange die da ist, spielt man doch gerne für die schlechteste Mannschaft Berlins. Zumindest, wenn man gerne in der 2. Herren spielt.

-Johann Nilius

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