20 Vereinsstationen, unzählige Skandale, WM-Teilnahme, Torschützenkönig und mehr. Die Karriere von Ex-Bundesligaprofi Mohamadou Idrissou hat es in sich. Der temperamentvolle Kameruner sorgte in 22 Jahren nicht nur durch seine Torgefahr für Schlagzeilen. Etliche Eskapaden und unglückliche Aufreger leiteten mehrmals den Absturz des ehemaligen Frankfurters ein, der sich mit der Zeit einen Namen in ganz Deutschland gemacht hat. Die Liebe zum Fußball siegte letztendlich, sodass „Mo“ noch im Jahr 2021 auf Torejagd ging. Mittlerweile allerdings in der fünftklassigen Hessenliga. Wir haben für dich die Laufbahn der einstigen Stürmerhoffnung zusammengefasst und geben dir einen Einblick in eine außergewöhnliche Fußballerkarriere.
Die Anfänge des „Mo“ Idrissou
Seine lange und vielseitige Profikarriere begann Mohamadou Idrissou bereits in den späten 90ern in seinem Heimatland Kamerun. Bei den Stationen Racing Bafoussam und dem nationalen Rekordmeister Cotonsport Garoua sorgte er für genügend Aufmerksamkeit, um auch international wahrgenommen zu werden. Zur Saison 2000/01 lotste der damalige hessische Oberligist FSV Frankfurt den Stürmer in Folge dessen nach Deutschland. Hier konnte sich Idrissou auf Anhieb durchsetzen, erzielte 15 Tore in 18 Spielen und fühlte sich nun bereit, den nächsten Schritt zu gehen.
Nach seiner persönlich erfolgreichen Premieren-Saison folgte der Wechsel zum Regionalligisten SV Wehen Wiesbaden. Nachdem er auch hier zu den torgefährlichsten Spielern der Liga zählte, ging es nach erneut nur einem Jahr weiter. Diesmal übersprang Idrissou allerdings eine Liga. Der Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96 nahm den Kameruner gegen eine Ablösezahlung von 300.000 Euro unter Vertrag. Unter Trainer Ralf Rangnick spielte sich das damalige noch 22-jährige Talent sofort in die Stammelf und war nun endgültig im deutschen Spitzenfußball angekommen.
Ein Muster zeichnet sich ab – Mohamadou Idrissou nicht bundesligareif?
Dem guten Beginn in der Bundesliga folgte ein erster Rückschlag. „Mo“ fiel zunehmend durch negative Schlagzeilen abseits des Platzes auf, was dem neuen Coach Edwald Lienen überhaupt nicht gefiel. So verliehen die 96er in der Winterpause der Saison 2004/05 an den französischen Klub SM, für den er aber kein einziges Pflichtspiel absolvieren sollte. Mehr Glück sollte der hochgewachsene Angreifer mit seinem Wechsel zum MSV Duisburg haben. Mit 22 Torbeteiligungen in der Zweitliga-Saison 2006/07 war Mohamadou Idrissou maßgeblich am Aufstieg in die Bundesliga beteiligt. In der höchsten Spielklasse Deutschlands konnte er aber erneut nicht überzeugen. Wieder wurde der Schritt zurück forciert, diesmal zum damaligen Zweitligisten SC Freiburg, dem er sich im Januar 2008 anschloss.
Alles wieder auf Null, schnell wieder auf 100. In seinem zweiten Jahr bei den Breisgauern verhalf Idrissou dem nächsten Klub mit diesmal 20 Torbeteiligungen zum Bundesliga-Aufstieg. Danach zeigte es der Stürmer seinen Kritikern auch in Liga Eins. Der Kameruner überzeugte mit seinen Qualitäten, bestach durch gute Fitness und Physis, beschäftigte die gegnerischen Verteidiger und war ein absolut unangenehmer Gegenspieler. Der Verein war glücklich mit Idrissou, der Angreifer glücklich mit dem Verein. So schien es zumindest, Eine legendäre Aussage des Stürmers während eines Spiels des SC Freiburg mitten im Abstiegskampf ließ aber schnell auf anderes schließen…
„Idrissou spielt Champions League, auf PS3, die ganze Nacht, von 12 bis 8“
Nach nun einigen mehr als soliden Jahren als Bundesligaspieler wollte „Mo“ Idrissou mehr. Das machte er durch eine Ansage an seine Mitspieler deutlich, die noch lange an ihm haften würde: „Ich habe eh keine Lust mehr, mit euch Absteigern zu spielen. Ich spiele nächstes Jahr in der Champions League“, soll der Wortlaut in der Kabine gewesen sein. Der Kameruner hatte in dieser Phase auf ein Engagement beim FC Schalke 04 gehofft, dieses kam nie zustande. Stattdessen folgte im Sommer 2010 der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach.
Zu Lasten Idrissous widmeten ihm die enttäuschten Fans seines ehemaligen Arbeitgebers sogar ein eigenes Fan-Lied. Der Text lautete: „Idrissou spielt Champions League, auf PS3, die ganze Nacht, von 12 bis 8“. In der echten Champions-League sollte er mit Gladbach nicht spielen. Auch, weil der „Wandervogel“ die Borussia nach nur einem mäßig erfolgreichen Jahr wieder verließ. Es ging zurück nach Frankfurt, allerdings diesmal zur zweitklassigen Eintracht. Dass er sein Team sofort in die Bundesliga schoss, konnte man keine Überraschung mehr nennen.
Doch auch seine letzte Chance im deutschen Oberhaus nutzte der Angreifer nicht. Ein Drogenfund in einem seiner Autos machten eine weitere Zusammenarbeit für die SGE unmöglich. Bei seiner nächsten Zweitligastation, dem 1. FC Kaiserslautern, traf er zwar wie am Fließband, konnte dem Traditionsverein mit seinen Leistungen dieses Mal aber nicht zum Aufstieg verhelfen. Ein darauffolgendes Zerwürfnis mit Sportdirektor Stefan Kuntz brachte letztlich auch diese Affäre zu einem jähen Ende. Der folgende Abschied Richtung Israel, Maccabi Haifa, markierte einen Meilenstein in Idrissous Karriere. Er würde nie wieder in eine deutsche Profi-Liga zurückkehren.
Wo spielt Mohamadou Idrissou heute? Mit KICK.TV am Ball bleiben
Sein Glück fand das einst aufstrebende Stürmertalent in Israel nicht. Es zog ihn nach nur vier Monaten weiter nach Mazedonien, bevor er zur Saison 2015/16 nach Deutschland zurückkehrte, Hier unterschrieb er beim damaligen Fünftligisten KFC Uerdingen. Diese Liaison hielt nur ein halbes Jahr, Idrissou pausierte seine Fußballerkarriere. Probleme im Privatleben des Kameruners wurden durch die Boulevardpresse publik. „Mo“ hatte es nicht leicht, der Fußball rückte zunächst in den Hintergrund. Seine sportliche Laufbahn schien ein Ende genommen zu haben.
Und doch meldete er sich im Jahr 2018 nochmal zurück. Neue Herausforderungen fand der mittlerweile 37-jährige bei verschiedenen Amateurklubs in Österreich. Schnell hat Idrissou auch hier Ärger am Hals: Wegen eines abgelaufenen Passes und dem fehlenden Aufenthaltsvisum musste er im Dezember 2019 gar für elf Tage in Abschiebehaft. Mit der Hilfe eines Anwalts kam der Angreifer zur Freude seiner Fans schließlich wieder frei. Es ging zurück in die zweite Heimat. Zum dritten Mal heuerte „Mo“ in Frankfurt an, zum dritten Mal war es ein anderer Verein. Beim Verbandsligisten Rot-Weiß-Frankfurt absolvierte er allerdings nur ein Spiel. Einen glücklichen Idrissou, der endlich wieder Fußball spielen durfte, haben wir nach der Partie gegen Rot-Weiß-Darmstadt für dich hier im Interview eingefangen. Weiter ging es dann zum SC Viktoria Griesheim in die Oberliga-Hessen, wo er noch bis zum Sommer 2021 unter Vertrag stand.
„Mo Idrissou“ – Ein Leben für den Fußball
Die Karriere des „Mo“ Idrissou hat es wahrlich in sich. Einem schnellen Aufstieg vom hessischen Amateurfußball bis in die Bundesliga folgten viele Skandale, unglückliche Vereinswechsel und letztlich der sportliche Absturz. Dabei hatte der Ex-Profi eine blühende Zukunft vor sich. Sogar für die Nationalmannschaft Kameruns stand er 39 Mal auf dem Platz und erzielte dabei sechs Treffer. Zudem feierte Idrissou mit seinem Heimatland den zweiten Platz beim Confederations Cup 2003 und nahm an der WM 2010 teil. Trotz aller Aufreger zeichnet die Vita des Kameruners zudem eine mehr als anständige Vereinskarriere aus. Bei insgesamt 20! Vereinen, für die er unter Vertrag stand, kam er unter anderem auf über 300 Spiele und 95 Profitore in der ersten und zweiten Bundesliga.
Dass der Fußball immer seine größte Leidenschaft blieb, bewies er allerdings immer wieder mit überraschenden Comebacks. KICK.TV erklärte er im Interview, wieso es ihn nach seiner Rückkehr nach Deutschland in eine Amateurliga zog: „Ich mach das nicht wegen Geld. Ich mach das weil ich den Fußball liebe und den Jungs helfen will“. Ein Mann des echten Fußballs und definitiv eine Bereicherung für den Amateurfußball. Dass er es sportlich immer noch drauf hat, bewies er unter anderem bei seinem Startelf-Debüt für Viktoria Griesheim im November 2020. Die Spielzusammenfassung inklusive seiner Tore findest du hier.
Nach einer schwierigen und aufgrund der Corona-Pandemie nur kurzen Saison, hing Idrissou seine Fußballschuhe im Sommer 2021 erneut an den Nagel, zunächst. In der Zukunft möchte er sich in erster Linie seinem selbst geschaffenen Fußballcamp widmen. Einem Sozialprojekt, dass Kindern aus dem sozialen Brennpunkt den Spaß am Fußball ermöglichen soll. Wir von KICK.TV hoffen aber auf ein weiteres Comeback, sodass der Torjäger den Sport nicht nur neben dem Platz bereichert, sondern auch darauf. Bleib mit uns dran und verpasse auf der größten Videoplattform des deutschen Amateurfußballs keine Aufreger und Tore des ehemaligen Bundesliga-Stürmers mehr!