In Deutschland nimmt der illegale Glücksspielmarkt besorgniserregende Ausmaße an. Laut einer Studie der Universität Leipzig, die von den Branchenverbänden DOCV und DSWV in Auftrag gegeben wurde, findet nahezu die Hälfte der Glücksspiele im Land auf dem Schwarzmarkt statt.

Diese Entwicklung wirft nicht nur Fragen zur Wirksamkeit der aktuellen Gesetzgebung auf, sondern zeigt auch dringenden Handlungsbedarf seitens der Regulierungsbehörden. Im Folgenden beleuchten wir die Studienergebnisse und diskutieren die Forderungen der Verbände sowie die Reaktionen der Glücksspielaufsicht.

Ergebnisse der Studie: Ein alarmierendes Bild

Die von den Verbänden in Auftrag gegebene Studie präsentiert alarmierende Zahlen: 50,7 Prozent der Spieler wenden sich von regulierten Online-Glücksspielen wie Zamsino ab und nutzen stattdessen Angebote nicht lizenzierter Anbieter. Diese Anbieter, oft aus der EU oder anderen Ländern operierend, erreichen über Schwarzmarktseiten einen erheblichen Anteil des Glücksspielverkehrs.

Besonders besorgniserregend ist, dass 28,9 Prozent des gesamten Datenverkehrs zu Anbietern innerhalb der EU fließen, während weitere 19,9 Prozent zu Plattformen in anderen Regionen gehen. Diese Zahlen legen nahe, dass viele Spieler die gesetzlichen Vorgaben umgehen und sich von der strikten Regulierung in Deutschland abwenden, um auf vermeintlich attraktivere Angebote im Ausland zuzugreifen.

Versäumnisse der Glücksspielgesetzgebung

Die im Juli 2021 in Kraft getretene Glücksspielgesetzgebung Deutschlands hatte ambitionierte Ziele: Spieler sollten durch ein striktes Regulierungsregime zu lizenzierten, sicheren Anbietern gelenkt werden. Doch die Realität sieht anders aus. Die Einführung strenger Einsatz- und Bonuslimits sowie weiterer restriktiver Maßnahmen sollte die Spieler schützen, doch sie scheint sie vielmehr in die Arme der Schwarzmarktanbieter zu treiben. Diese Anbieter bieten oft verlockendere Boni und weniger Einschränkungen, was sie für die Spieler attraktiver macht.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die unzureichende Kontrolle und Durchsetzung der bestehenden Gesetze. Während lizenzierte Anbieter streng reguliert werden, scheinen unlizenzierte Anbieter oft ungeschoren davonzukommen. Die Studie zeigt deutlich, dass die Gesetzgebung ihre Kanalisierungsziele – also die Lenkung der Spieler zu regulierten Angeboten – nicht erreicht hat. Zudem wird die Werbewirkung unregulierter Anbieter unterschätzt: Diese können weiterhin ungehindert in Deutschland werben, was die Präsenz und Anziehungskraft illegaler Glücksspielseiten weiter verstärkt.

Forderungen der Verbände: Wettbewerbsfähigkeit stärken

Angesichts der alarmierenden Studienergebnisse haben der DOCV und der DSWV klare Forderungen an die Politik und die Regulierungsbehörden formuliert. Sie argumentieren, dass die aktuellen Rahmenbedingungen die legalen Anbieter benachteiligen und unlizenzierte Plattformen begünstigen. Die Verbände fordern eine wettbewerbsfähigere Gestaltung der gesetzlichen Vorgaben, um den regulierten Markt attraktiver zu machen und so die Abwanderung der Spieler zu stoppen. Konkret bedeutet dies eine Überarbeitung der Steuerregelungen, die derzeit als zu belastend empfunden werden.

Eine Reduzierung der Steuerlast könnte den legalen Anbietern mehr Spielraum geben, attraktive Boni und bessere Gewinnchancen zu bieten, ohne wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten. Zusätzlich plädieren die Verbände für flexiblere Vorschriften hinsichtlich Einsatzlimits und Boni. Sie sind überzeugt davon, dass zu strikte Einschränkungen die Spieler nur dazu treiben, illegale Angebote zu nutzen, die solche Beschränkungen nicht kennen.

Die Rolle der Glücksspielaufsicht: Handlungsbedarf erkannt

Die Rolle der neuen deutschen Glücksspielaufsicht, der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL), ist entscheidend, um die Herausforderungen im regulierten Glücksspielmarkt anzugehen. Die GGL steht vor der gewaltigen Aufgabe, nicht nur die bestehenden Gesetze durchzusetzen, sondern auch innovative Lösungen zu entwickeln, um dem wachsenden Einfluss des Schwarzmarktes entgegenzuwirken.

Ihre Mission ist klar: Sie muss sicherstellen, dass lizenzierte Anbieter wettbewerbsfähig bleiben und die Spieler vor den Gefahren unregulierter Plattformen geschützt werden. Nicht zuletzt sind gerade Spieler, die anfällig für süchtiges Spielverhalten sind, eine beliebte Zielscheibe für solche dubiosen Plattformen. Die Behörde hat bereits erste Schritte unternommen, indem sie Geldstrafen gegen Betreiber illegaler Glücksspielseiten verhängte. Diese Maßnahmen senden ein starkes Signal, dass Verstöße nicht toleriert werden. Doch das allein reicht nicht aus. Die GGL muss auch proaktiv handeln und eng mit der Politik und den Branchenverbänden zusammenarbeiten, um umfassende Strategien zu entwickeln.

Ein Präzedenzfall: Red Rhino und die Konsequenzen

Ein exemplarischer Fall ist der des Betreibers Red Rhino, der im letzten Monat eine Geldstrafe von 50.000 Euro erhielt. Der Grund: Trotz der Abschaltung der deutschen Webseite Platincasino.de blieb die internationale Seite Platincasino.com für deutsche Spieler zugänglich – ohne gültige Lizenz.

Dieser Fall unterstreicht die Problematik der Umgehung der deutschen Gesetzgebung durch ausländische Betreiber. Die GGL zeigte hier eine klare Haltung und bestrafte nicht nur Red Rhino, sondern auch den kooperierenden Zahlungsanbieter. Solche Maßnahmen sind wichtige Schritte, doch sie müssen durch umfassendere, präventive Strategien ergänzt werden.

Aktionsplan der Verbände: Ein Weg nach vorn

Der von den Verbänden vorgestellte Aktionsplan enthält konkrete Vorschläge zur Verbesserung der aktuellen Situation. Neben einer dringenden Überprüfung der bestehenden Vorschriften wird eine engere Zusammenarbeit zwischen der Branche, der Politik und der Aufsichtsbehörde angeregt. Ziel ist es, durch koordinierte Anstrengungen die Attraktivität des regulierten Glücksspielmarktes zu erhöhen und die Abwanderung zu illegalen Anbietern zu stoppen. Flexiblere Regelungen und attraktive Angebote sollen den legalen Markt stärken und so langfristig für mehr Sicherheit und Fairness sorgen.

Schlussfolgerung: Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Attraktivität

Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen strengen Sicherheitsvorkehrungen und attraktiven Angeboten zu finden. Nur so kann der legale Glücksspielmarkt in Deutschland gestärkt und der Schwarzmarkt effektiv bekämpft werden. Die Studienergebnisse und die darauf basierenden Forderungen der Verbände sind ein klarer Weckruf. Es ist an der Zeit, die geltenden Regelungen zu überdenken und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Denn nur durch eine harmonisierte und wettbewerbsfähige Regulierung kann das Vertrauen der Spieler zurückgewonnen und der Schwarzmarkt eingedämmt werden.