Ist Türkgücü München auf dem Weg ins eigene Stadion? Neben dem kurzzeitigen Ausstieg von Investor und Präsident Hasan Kivran ist die Stadion-Debatte aktuell wohl das heißeste Thema bei den Münchnern. Doch auch neben der Geldgeber- und Stadion-Thematik steht der Fußballverein aus dem Süden Deutschlands vor erheblichen Problemen. Wir erklären euch in diesem Artikel, wie es um den Verein, das Stadion und Mäzen Kivran steht.
Der schnelle Aufstieg von Türkgücü München
Auf eine große Tradition kann Türkgücü München nicht zurückgreifen. Das ist auch nicht zwingend notwendig. Sportlich läuft es hervorragend. Der 2001 gegründete Fußballverein kann den rasanten Aufstieg in Deutschlands Profifußball manchmal selbst kaum fassen. Als Aufsteiger befindet man sich mit Cheftrainer Alexander Schmidt mitten im Aufstiegsrennen der 3. Liga. Vor etwas mehr als zehn Jahren kickte der Verein noch in der Kreisliga. Mit zu verdanken haben sie das auch Investor Hasan Kivran, der 2016 beim wohl mittlerweile bekanntesten Migrantenverein Deutschlands einstieg. So ein rapider Aufstieg bringt aber leider auch erhebliche Probleme mit sich.
Für die 3. Liga: Türkgücü München tauscht den kompletten Kader aus
Kivran investierte seit seinem Einstieg beinahe nur in den Kader von Türkgücü. Allein im letzten Sommer tauschte der Unternehmer fast das komplette Team aus. 17 Neuzugänge präsentierte der erst 24 jährige Geschäftsführer Max Kothny in Zusammenarbeit mit dem sportlichem Leiter Roman Plesche.
Um das Ziel, 2023 in der 2. Bundesliga zu spielen, ein Stück näher zu kommen, verpflichtete man Spieler mit Profierfahrung aus der 1.- und 2. Bundesliga sowie dem Ausland. Neben Top-Transfers wie Petar Sliskovic (MSV Duisburg), Philipp Erhardt (SV Mattersburg), Aaron Berzel (1860 München) und Yi Young Park (St. Pauli) gilt der bereits im letzten Winter verpflichtete Sercan Sararer als absoluter Schlüsselspieler. Der Kapitän überzeugt Woche für Woche mit überragenden Spielszenen. Bleibt abzuwarten, wie lange der Verein an seinen Spielern festhält. Denn auf der Gegenseite mussten neben Publikumsliebling und Ex-Kapitän Yasin Yilmaz gleich 17 weitere Spieler Türkgücü München verlassen. Auch der erst im letzten Sommer verpflichtete Tom Boere verließ den Klub nach nur einem halben Jahr.
Die Münchner sind in vielen Bereichen noch auf Amateurniveau
Bis auf die Herrenmannschaft der Münchner befindet sich aber nahezu nichts auf Profiniveau. Das Trainingsgelände in der Heinrich-Wieland-Straße teilen sich die Münchner mit weiteren Amateurvereinen. Das Gelände wird zudem für Betriebs- und Schulsport genutzt.
Auch der Hauptsitz von Türkgücü München gleicht dem eines Kreisligisten. So ist sowohl der e. V. als auch die 2019 ausgegliederte Fußball GmbH in einem 14 Quadratmeter großen Containergebäude beheimatet, das an der Bezirkssportanlage aufgestellt wurde. Ebenfalls auf Amateurniveau: die Jugendabteilung der Münchner. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga ist der Verein im Besitz von einer A-Jugend-Mannschaft, zwei B-Jugend-Mannschaften, einer C-Jugend-Mannschaft und einer D-Jugend-Mannschaft (U13). Das Mindestmaß an Jugendmannschaften, die ein Drittligist laut dem DFB haben muss.
Für einen Aufstieg von Türkgücü München in die 2. Bundesliga, müsste der Verein noch einige Probleme bei Seite räumen. Bei einem Aufstieg müsste der Klub für den Erhalt der Lizenz ein Nachwuchszentrum errichten. Auch in welchem Stadion die Bayrische Klub spielen würde, müsste bis dahin geklärt sein.
Türkgücü München auf dem Weg ins eigene Stadion?
Was ein paar von euch wohl noch nicht wissen: Seine Partien trägt der Drittliga-Aufsteiger nicht an der eigentlichen Heimspielstätte, der Heinrich-Wieland-Straße aus. Seit dem Aufstieg pendelt der Klub zwischen dem Münchner Olympiastadion und dem Stadion an der Grünwalder Straße (Spielstätte von TSV 1860 München und Bayern München II). Als „uneingeschränkt verfügbare Spielstätte“ wurde zudem die Wacker Arena in Burghausen gemeldet. Auch die Würzburger Flyeralarm Arena gilt laut dem DFB als jederzeit verfügbare Spielstätte für Türkgücü München.
In welchem Stadion Türkgücü München im Falle eines Aufstiegs spielen würde, ist weiterhin fraglich. Ziel ist es nach wie vor, in absehbarer Zeit ein eigenes Gelände zu beziehen und die Fans im eigenen Stadion empfangen zu können.
Rücktritt vom Rücktritt: Investor Kivran bleibt Türkgücü München erhalten
Neben den vielen Baustellen im Verein sorgte dann kurz vor Jahresende Präsident Geldgeber Hasan Kivran für einen Schreckmoment in den eigenen Reihen. In einem klubeigenem Statement hieß es, dass der Mäzen sich aus dem Verein zurückziehen werde und die erworbenen Anteile der GmbH zu verkauf stünden. Ohne einen neuen Investor stand somit das Fortbestehen des Klubs auf der Kippe und die Insolvenz von Türkgücü München war somit Dauerthema. Aufgrund des schnellen sportlichen Aufstiegs sei es für den Fußballverein nicht möglich, auf eigenen Beinen zu stehen.
Dann die Kehrtwende. In einem Interview mit Sport1 erklärte Kivran seinen Rücktritt vom Rücktritt. Vor allem die Unterstützung der Verantwortlichen und der Fans nennt er als Gründe für sein Umdenken. Fortan wolle er sich auf das größte Problem, den Bau des Nachwuchszentrums konzentrieren. Noch ist unklar, wo genau dieses entstehen soll. Die Stadt München überprüfe zurzeit Orte, an denen das Zentrum erbaut werden konnte. Medienberichten zufolge plane man mit einem Gebiet im Südosten der Stadt. Eine konkrete Zusage gab es bislang aber nicht. Fakt ist, dass der Verein spätestens ein Jahr nach einem möglichen Aufstieg eins bräuchte. So schreiben es die Statuten des DFB vor.
Investor Kivran und Geschäftsführer Kothny planen große Zukunft von Türkgücü München
Doch auch die anderen Baustellen sollen in Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Max Kothny in Angriff genommen werden. Insbesondere im Hinblick für einen möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga von Türkgücü München arbeite man an entsprechenden Vorkehrungen. „Die Lizenz für die 2. Liga werden wir auf jeden Fall mal mitbeantragen“, erklärte Kothny jüngst auf einer Pressekonferenz.
Sportlich läuft es momentan bestens für den Drittligisten. Die Zukunft wird zeigen, ob Deutschlands prominentester Migrationsverein im Falle eines Aufstiegs auch alle Auflagen erfüllen kann. Mit den derzeitigen Leistungen scheint das Ziel, bis 2023 aufzusteigen, nicht unwahrscheinlich. Mit der Schließung der Liquiditätslücke wurde zudem die erste Hürde für das Fortbestehen des Vereins gemeistert. Aufgrund der bislang noch ungeklärten Stadion-Frage ist es jedoch nicht absehbar, wann Türkgücü München ein eigenes Gelände/Stadion bekommt.
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